12 21/2023 Trendvorschau benachbarten MEDICA ausstellen, sorgte im letzten Jahr für fachliche Breite und effektive Kontaktanbahnung. Die Session wird am 14.11. ganztägig für Messepublikum von MEDICA und COMPAMED angeboten und mit einem internationalen Networking abgerundet. Inhaltlich besonders interessant sind weiterhin die erste Session (Scale Up, don‘t Screw Up: Design for Manufacturing in Printed Electronics and 3D Printing) in der das finnische VTT mit Partnern stets brandaktuelle Highlights aus der Forschung präsentiert, sowie die „Hands-on-Session“ zum Thema „Mikrofluidik“, die am Mittwochnachmittag (15.11.) stattfinden wird. Gemeinschaftsstand des IVAM – die Vielfalt der Mikrotechnik Der Gemeinschaftsstand des IVAM umfasst in diesem Jahr 48 Beteiligungen aus Industrie und Forschung, die elf Nationen repräsentieren (Deutschland, Schweden, Frankreich, Griechenland, Schweiz, Niederlande, Taiwan, UK, USA, Japan Finnland). „Es freut uns, dass auch die asiatischen Firmen nach den Pandemiejahren jetzt wieder dabei sind“, betont Dr. Thomas R. Dietrich, CEO des IVAM. Vor Ort gibt es erneut vielfältige miniaturisierte Komponenten (mikroelektronisch, optoelektronisch, mikrooptisch, mikrofluidisch), Sensoren, Aktoren und Sensorsysteme, Mikropumpen, Beschichtungen, smarte Textilien sowie Fertigungs- und Bearbeitungsverfahren zu sehen. Zu den Highlights der IVAM-Fläche dürfte auch in diesem Jahr wieder das junge Medizintechnik-Unternehmen CorTec (aus Freiburg) zählen mit modernster Technologie für die nächste Generation aktiver Implantate, welche die Kommunikation mit dem Nervensystem zur Heilung von Krankheiten ermöglicht. CorTec ist spezialisiert auf Implantate zur Langzeitaufzeichnung und Stimulation neuronaler Aktivität. Starke Fraunhofer-Beteiligung auch bei der COMPAMED Nicht nur bei der parallelen MEDICA, sondern auch immer stärker vertreten bei der COMPAMED, ist die Fraunhofer-Gesellschaft. Die weltweit führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung liefert Ideen und Entwicklungen für die Medizintechnik, die Gesundheit bezahlbar machen und innovative Behandlungsansätze ermöglichen soll. Die gezeigten Themen umfassen Werkstoffentwicklungen für die Medizin- und Oberflächentechnik, schnell herstellbare und kostengünstige Lab-on-a-Chip-Systeme und Innovationen im Bereich der Ultraschallbildgebung sowie der gedruckten 3D-Mikro- und Makrooptiken. Nanotinten für die Medizintechnik, Knochenersatzmaterialien und In-vitro-Testsysteme runden das Angebot am Fraunhofer-Messestand ab. Hier präsentieren sieben FraunhoferInstitute und -Einheiten ein breites Spektrum an Forschungsprojekten und -ergebnissen (Halle 8a, Stand G10). Bessere Heilung bei Knochenbrüchen Dazu zählt etwa das Projekt SCABAEGO, das die Heilung von Knochenbrüchen ohne Komplikationen zum Ziel hat. Nach Knochenbrüchen und anschließender stationärer Behandlung in der Klinik treten bei vielen Patientinnen und Patienten in der Heilungsphase noch Komplikationen auf. Darunter Pseudoarthrosen oder Knochendefekte. Für die Betroffenen ist dies eine große Belastung, zumal die Heilung deutlich länger dauert. Für Krankenhäuser und das gesamte Gesundheitswesen entstehen Mehraufwand und enorme Kosten. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM hat hierfür gemeinsam mit der Firma BellaSeno und der Universitätsklinik Heidelberg eine Lösung entwickelt. Dabei kommt ein Komposit aus Polycaprolacton (PCL) und Bioglas zum Einsatz. Das degradierbare Polymer PCL bietet die stabile Stütz-, Gefäß- und Führungsstruktur, das Bioglas hemmt das bakterielle Wachstum und stimuliert die Knochenneubildung. In den gebrochenen Knochen eingesetzt, trägt das zu einer schnelleren und komplikationsfreien Heilung bei. Keine Angst mehr bei Zahnwurzelbehandlungen Ein weitere Fraunhofer-Innovation ist ein intelligentes Ultraschallsystem, das die Zahnwurzelbehandlung verbessert (Projekt IPUCLEAN). Forschende des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS haben eine Technik entwickelt, die Wurzelbehandlungen beim Zahnarzt spürbar erleichtert. Bei der Behandlung reinigen Zahnärztinnen oder Zahnärzte die Wurzelkanäle mit einer Feile. Ein piezokeramischer Stapelaktor verbindet die Rotation der Feile mit einer Schwingungsbewegung, um das Verkleben im Wurzelkanal zu verhindern. Die Feile muss nicht so häufig gereinigt werden, und die Behandlung ist schneller zu Ende. Die Technologie lässt sich auch für weitere medizinische Anwendungen nutzen, beispielsweise in der Diagnostik oder bei der Krebsbehandlung. Sind PFAS in der Medizintechnik ersetzbar? Intensiv diskutiert werden dürfte im Rahmen der COMPAMED 2023 auch das Thema PFAS. Innerhalb der EU droht ein pauschales Verbot dieser wichtigen Industriechemikalien, die gerade in der Medizintechnik vielfach angewendet werden. Die per- und polyfluorierten Alkylverbindungen mit hoher Langlebigkeit verursachen nachweislich Schäden für Umwelt und Gesundheit, retten andererseits aber Leben in vielen HightechProdukten. In der Medizintechnik sind sie insbesondere in der Endoskopie und der minimalinvasiven Chirurgie unverzichtbar. „Die breite Regulierung ganzer Stoffgruppen – unabhängig von deren nachgewiesenem Risiko – würde Europa, seinen Bürgerinnen und Bürgern und seiner Industrie irreparable Schäden zufügen“, sagt Jörg Mayer, Geschäftsführer des Industrieverbands SPECTARIS. In Summe gibt es rund 3.000 betroffene Produkte in der Medizintechnik – Endoskope, Herzkatheter, Implantate, Stents, MRT, CT oder Dialysemaschinen. In vielen Fällen fehlen Alternativen zu den bisher eingesetzten PFAS. Anzustreben wäre deshalb eine Lösung, die alle Interessen gleichermaßen berücksichtigt und sorgfältig Nutzen und Risiken gegeneinander abwägt. Auch „MDR“ und „IVDR“ sorgen weiter für Diskussionen Ein weiteres Regulierungsthema dürfte ebenfalls für Gesprächsbedarf sorgen – die Verordnungen über Medizinprodukte (MDR) und In-vitro-Diagnostika (IVDR), die von der EU erlassen wurden und seit 2021 bzw. 2022 gelten. Immerhin sind rund 500.000 Arten von Medizinprodukten auf dem Markt – die Intention der EU mit den Verordnungen war es, diese für die Patienten sicherer und transparenter zu machen. „Keine Frage, bei der vollständigen Umsetzung fehlt noch eine ganze Menge“, kommentiert Stefan Bolleininger, CEO der Beratungsfirma be-on-Quality, die bei allen Fragestellungen zu regulatorischen
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