S.I.E-Geschäftsführer Josef Krojer über die Entwicklung von Embedded Systemen und HMIs
Ready-2-Adapt-Plattform für ein schnelleres Customizing
Zur Embedded World rückt die S.I.E ihre Ready-2-Adapt-Plattformen in den Fokus. Diese sollen das Customizing von Embedded-Computing-Systemen sowie Mensch-Maschine-Schnittstellen schneller und kostengünstiger machen – und zwar ohne Einschränkungen bezüglich der Qualität und Haltbarkeit. Wie die S.I.E diese Plattformen konzipiert hat und welche Vorteile sie bieten, erfuhren wir von Josef Krojer, dem Geschäftsführer der S.I.E System Industrie Electronic GmbH mit Hauptsitz in Lustenau (Österreich).
Herr Krojer, die S.I.E ist bekannt für ihre Full-Custom-Lösungen in den Bereichen Industrie-PC, Edge Computing und HMI [Human Machine Interface]. Was sind die Ready-2-Adapt-Plattformen und wie ergänzen sie das Leistungsangebot der S.I.E?
Krojer: Bislang war es gängig, ein Embedded System oder ein HMI als Full-Custom-Lösung zu entwickeln – beginnend mit der Produktidee und individuell zugeschnitten wie ein Maßanzug. Dieser Aufwand lohnt sich meistens nur für Geräte, die in hohen Stückzahlen gefertigt werden. Aber auch Kunden mit kleineren und mittleren Serienstückzahlen wünschen sich zugeschnittene Lösungen, allerdings bei einer höheren Kosteneffizienz. Diesen Wünschen entsprechen wir mit Embedded Systemen oder HMIs, die unser Team auf Basis der Ready-2-Adapt-Plattformen entwickelt. Sie können sich das ähnlich wie bei der Maßkonfektion vorstellen: Das Ergebnis ist passgenau, aber die Lösung entsteht aus einem teilstandardisierten Baukastensystem heraus.
Mit den Ready-2-Adapt-Plattformen machen wir also Embedded Systeme und hochwertige HMIs für eine Kundengruppe verfügbar, die sich die Entwicklungszeit und -kosten einer Full-Custom-Lösung aufgrund begrenzter Serienstückzahlen oder eingeschränkter Invest-Budgets nicht leisten könnte.
Was wird bei den Ready-2-Adapt-Plattformen standardisiert, was frei wählbar?
Krojer: Die Standardisierung erfolgt dort, wo sie die Flexibilität gering beeinflusst, aber große Kostenvorteile verursacht. Das ist typischerweise bei mechanischen Teilen der Fall, für deren Produktion spezielle Werkzeuge erforderlich sind. Auswahl haben die Kunden vor allem dort, wo es um die Leistung, die Ausstattung, Schnittstellen und das Design geht. Bei einer Touch-Bedieneinheit auf Basis unserer Ready-2-Adapt-Plattform SYNEXIS® sind zum Beispiel das Gehäuse, die Befestigungselemente und ähnliches weitgehend vorgegeben, während bei der Displayart und -größe, der Elektronik selbst, den Einbaumöglichkeiten etc. viele Auswahloptionen bestehen. Dadurch haben Kunden bei den augenfälligen und für die User Experience wichtigen Komponenten eine hohe Flexibilität und fühlen sich von der Ready-2-Adapt-Lösung nicht eingeschränkt.
Für welche S.I.E-Produktbereiche gibt es diese Ready-2-Adapt-Plattformen?
Krojer: Ready-2-Adapt-Plattformen gibt es für alle drei wichtigen Produktgruppen der S.I.E: für Industrie-PCs, Edge-Computing-Systeme und HMIs. Bei den Industrie-PCs haben wir den Plattformgedanken zuerst umgesetzt und bereits erste Industrie-Computer auf Basis der Plattform SYNTHERA® entwickelt. Als zweiter Bereich profitieren die HMIs von der Plattform, die den Namen SYNEXIS® trägt. Hier werden wir voraussichtlich ab Ende Q3/2025 in der Lage sein, Demonstratoren und MVPs für Kunden verfügbar zu haben. Einen ersten Einblick in das Produktportfolio präsentieren wir jedoch bereits jetzt auf unserem Embedded-World-Stand. Im Segment Edge Computing heißt die Plattform SYNTHERA®EDGE und wir rechnen mit den ersten darauf basierenden Produkten und Projekten im kommenden Winter.
Wie passgenau kann ein plattformbasiertes Embedded System sein? Bitte lassen Sie uns das anhand eines Industrie-PCs näher betrachten, Herr Krojer.
Krojer: Sehr passgenau – das erläutere ich gerne. Die Plattform SYNTHERA® ermöglicht ein recht breites Portfolio an Industrie-PCs über verschiedene Leistungsklassen, Bauformen und branchenspezifische Konfigurationen hinweg. Wir unterscheiden hier derzeit in vier Bauformen: Vision-PCs (für industrielle Bildbearbeitung), PCs für 19-Zoll-Racks, lüfterlose Edge-PCs und extrem kompakte Thin Clients. Bei allen Bauformen stützen wir uns auf zugelassene oder teilstandardisierte Technologieträger. Standardisiert sind somit die Komponenten, deren Entwicklung teuer wäre, die aber vielen verschiedenen Kundenwünschen gerecht werden. Daher sind die Gehäuse und andere mechanische Teile bei SYNTHERA®-Produkten ähnlich oder oft identisch.
Weiteres Potenzial zur Standardisierung eröffnet auch die Elektronik. Hier können wir zum Beispiel auf denselben Base-Boards aufbauen, die Rechner aber mit unterschiedlichen Komponenten wie Prozessoren oder Laufwerken bestücken oder die Base-Boards durch Module erweitern. So können wir die jeweiligen Leistungs- und Schnittstellenanforderungen der Kunden erfüllen. Das Ergebnis sind schnellere Entwicklungsprozesse und ein perfekter Ausgleich zwischen Standardisierung und Individualität. Damit noch mehr Kunden von SYNTHERA® profitieren können, werden wir übrigens bald vier weitere Bauformen einführen.
Bieten die Plattformen weitere Vorteile neben den Geschwindigkeits- und Kostenaspekten?
Krojer: Auf jeden Fall. Zum Beispiel werden die Entwicklungsrisiken reduziert, weil bewährte Komponenten zum Einsatz kommen. Außerdem ergeben sich Skaleneffekte, weil wir für verschiedene Projekte die gleichen Bauteile einsetzen können. Das vereinfacht auch die Ersatzteilhaltung und gestattet es uns, mit den Kunden lange Servicezeiträume auszuhandeln.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Zuverlässigkeit. Bei einer Entwicklungsplattform lassen sich kontinuierliche Verbesserungen vornehmen, die in künftige Produkte einfließen. Das führt dazu, dass Produkte auf Basis der Plattform nicht nur kostengünstiger zu entwickeln sind als Full-Custom-Lösungen, sondern auch haltbarer bzw. preiswerter über viele Jahre zu supporten sind.
Wie reagieren Sie auf Kunden, die mit dem Plattformportfolio der S.I.E noch nicht bedient werden können?
Krojer: Auch hier können wir mit guten Antworten aufwarten. Wie einleitend erwähnt, verfügen wir als Systemintegrator und -fertiger seit über 30 Jahren über das Know-how, auch spezielle Anforderungen im Rahmen von Full-Custom-Entwicklungen zu erfüllen. Auch diese Projekte bedienen wir weiterhin mit der gewohnten Expertise und Leidenschaft.
S.I.E auf der Embedded World (11.-13.3.2025 in Nürnberg) in Halle 3 an Stand 3-238
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