Ausgabe zur AGRITECHNICA 2019
15 LANDTECHNIK-KONJUNKTUR ANIMAL WELFARE DRIVEN TECHNOLOGY Hölscher und Leuschner Siemensstr. 15 48488 Emsbüren Tel.: 05903 / 93 96-0 E-Mail: zentrale@hl-agrar.de Stahlhallenbau Über 50 Jahre Erfahrung im Hallenbau Geräte-/Maschinenhallen Hallen für Kartoffeln und Getreide Bau und Sanierung von Stallgebäuden Produktions- und Lagerhallen aller Art inkl. Elektroinstallation und Gebäudeautomation auf Wunsch Wir sind auf der AGRITECHNICA 2019 Halle 7 l Stand C34 STAND F38 - HALL 17 TEXT & BILD: DLG SERVICE GMBH, ESCHBORNER LANDSTR. 122, 60489 FRANKFURT/M D er VDMA rechnet 2019 mit einem leichten Dämpfer für die Land- technik-Konjunktur. „Während die Weltprodukti- on stagniert, erwarten wir in Deutschland moderate Rückgän- ge des Produktionsumsatzes um etwa 3 Prozent. Die Agrartechnikindustrie erlebt nach einem Wachstumsmarathon eine Wachstumspause, die sich be- reits in den Auftragseingängen und den Umsätzen bemerkbar macht“, sagt VDMA-Geschäftsführer Dr. Bernd Scherer. Zweithöchster Umsatz aller Zeiten in Sicht Nach den Rekordzuwächsen der Vorjahre prognostiziert der VDMA für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzvolumen aus deutscher Pro- duktion von 8,4 Milliarden Euro. „Wir sehen aktuell eine konjunkturelle Ab- kühlung, aber keinen Weltuntergang. Schließlich werden wir das Jahr mit dem zweithöchsten Branchenumsatz aller Zeiten abschließen“, erläutert Scherer. Der VDMA-Geschäftsklima- index für die Landtechnikindustrie macht deutlich, dass Spitzenmanager der Branche momentan verhaltener in die Zukunft blicken als noch vor wenigen Monaten. Zyklisch wieder- kehrende Sättigungseffekte gelten als Charakteristikum der Branche, ein deutlicher Stimmungseinbruch in In- dustrie und Landwirtschaft ist derzeit jedoch noch nicht erkennbar. Guter Absatz an den Handel, hohe Lagerbestände „Wir kommen von einem sehr hohen Niveau. 2017 und 2018 er- reichten wir zwei Rekordjahre hin- tereinander – mit sattem Wachs- tum der Produktion von jeweils 10 Prozent“, sagt Scherer. Das Hoch des vergangenen Jahres war aller- dings in erster Linie dem guten Absatz an den Vertragshandel zu verdanken. Die Endverkäufe ent- wickelten sich dagegen schwächer, was zu hohen Lagerbeständen im Handel geführt hat. Mittlerweile haben sich die Geschäfte sichtbar eingetrübt; die Auftragseingänge der Landtechnik-Hersteller lagen im ersten Halbjahr 10 Prozent im Minus, wobei der deutsche Markt mit minus 14 Prozent ganz beson- ders stark abgekühlt ist. Der VDMA macht dafür vor allem Sonderef- fekte verantwortlich. „Da sind zum einen die immer noch nicht ganz ausgestandenen Folgen der EU-Typ- genehmigungsverordnung für Trak- toren, die 2017 und 2018 für eine große Zahl von Händlerzulassungen sorgte und teilweise heute noch die Lager verstopft“, erläutert VD- MA-Geschäftsführer Scherer. Aber auch in anderen landtechnischen Produktsegmenten werden außer- gewöhnlich hohe Lagerbestände beklagt. Branchenanalysten ge- hen davon aus, dass viele Händler ihre Lager vor allem aus Furcht vor möglichen Lieferengpässen gefüllt haben. Landwirte weiterhin investitionswillig „Es liegt auf der Hand, dass diese Entwicklung zumindest tem- porär zu einer Entkopplung von Händler- und Endkundenmärkten geführt hat“, resümiert Scherer. Die aktuelle Investitionsneigung in der Landwirtschaft belegt diese These, denn die Zahl der Landwirte mit kurz- bis mittelfristigen Investiti- onsvorhaben ist erstaunlich stabil. Vergleicht man die Kaufabsichten für Traktoren, Landmaschinen und zugehörige Softwaresysteme in den ersten beiden Quartalen sowie zu Beginn des dritten Quartals mit de- nen des Vorjahres, so ergeben sich nur sehr marginale Unterschiede. „Dass viele Landwirte weiterhin in Kauflaune sind, verdankt sich der zunehmenden Innovationsge- schwindigkeit in Landwirtschaft und Landtechnik. Ökonomisch ge- sehen, bedarf es dazu freilich auch ordentlicher Einkünfte“, sagt Sche- rer. Die Rohstoffmärkte geben das derzeit her. Milch und Weizen, die europaweit wichtigsten landwirt- schaftlichen Erzeugnisse, zeigen wertmäßig eine erstaunlich robuste Performance, da die globale Nach- frage nach hochwertigen Nahrungs- mitteln ungebrochen hoch ist. Bremsspuren auf dem deutschen Markt, Frankreich stabil Sichtbare Bremsspuren prägen derzeit vor allem den deutschen Markt, während Frankreich, der wertmäßig größte Landtechnik- markt Westeuropas, dem Konjunk- turzyklus deutlich hinterherläuft und deshalb „eine positive Kom- pensationsfunktion für den Ge- samtmarkt ausübt“, wie es Scherer formuliert. Aber auch die gute, von staatlichen Investitionshilfen flankierte Einkommenssituation der französischen Landwirte spielt der Industrie in die Karten. Von aus- kömmlichen Einkünften profitieren außerdem die Südländer Italien und Spanien. Die Lage in Großbri- tannien bewertet Europas größter Branchenverband dagegen als ein- getrübt: „Im Angesicht des Brexits waren bis zum Frühjahr enorme Vorzieheffekte zu beobachten. Die seither immer stärker sichtbaren Unsicherheiten haben dem Land- maschinengeschäft einen schweren konjunkturellen Einbruch von rund 20 Prozent beschert“, sagt Scherer. 107 Milliarden Euro Weltmarktvolumen Auf dem Weltmarkt rechnen die VDMA-Statistiker 2019 mit einem Nullwachstum der landtechnischen Industrie bei einem Gesamtvolu- men von 107 Milliarden Euro. Be- lastend wirkt sich branchenweit die Schwäche Chinas aus, wo im Vorjahr bereits ein Minus von 11 Prozent verbucht werden musste. Ein Ende der Talfahrt ist noch nicht in Sicht. „Das Grundproblem ist aber bekannt: Die meisten Betriebe dort sind klein, arbeiten nicht kostende- ckend und hängen am Subventions- tropf“, betont Bernd Scherer. Der US-amerikanische Markt hat dagegen von deutlichen Steuererleichterungen profitiert. Im Vorjahr konnten Zuwächse von 9 Prozent realisiert werden. Und auch 2019 rechnen Amerika- Experten mit stabilen Verhältnissen. Eine Trendumkehr ist jedoch in Sicht. Schon jetzt türmen sich die Sojabestände. „Die Vereinigten Staaten scheinen allmählich in den Würgegriff jenes Handelskrieges zu geraten, den sie selbst angezettelt haben. Als lachender Dritter ist Bra- silien in die Bresche gesprungen, um die USA als ehemals größten Exporteur von Sojabohnen zu be- erben. Für mich verdeutlicht dieses Beispiel lehrbuchartig, warum es sich langfristig immer auszahlt, im offenen Wettbewerb um die besten Lösungen zu ringen“, sagt Scherer. Landtechnik ist Problemlöser in der Klimafrage Diese Erkenntnis sei auch in der sehr emotional geführten Klima- debatte hochaktuell, erläutert der Verbandsgeschäftsführer: „Um hier nachhaltig voranzukommen, ist nicht überbordende Regulie- rung, sondern ein technologieof- fener Wettbewerb der Ideen und Lösungen gefragt. Unsere Indus- trie ist dafür bestens gerüstet, versteht sie sich doch bewusst nicht als Defensivspieler, son- dern als proaktiver Problemlöser, Lieferant und Serviceprovider der Landwirte“, sagt Scherer. Wie stark die Effizienzleistung der Landtechnikindustrie schon heu- te ist, beweisen die signifikanten Fortschritte in der CO 2 - und Kraft- stoffreduktion, die die Branche wissenschaftlich fundiert nach- weisen kann. Forschungsprojekt EKoTech quantifiziert Einsparpotentiale In einem vom Bundesland- wirtschaftsministerium mit mehr als 5 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt zur Kraftstoff- effizienz im landwirtschaftlichen Produktionsprozess haben Wis- senschaft, Industrie und Verbän- de in den zurückliegenden drei Jahren eindrucksvoll gezeigt, wie deutlich die CO2-Kurve seit 1990 gesunken ist und auch noch weiter sinken wird. Für das Kraftstoff-Konzept der Agrar- technikindustrie sind vor allem Prozesslösungen nötig, um die CO2-Emissionen bis 2030 massiv zu reduzieren. Nicht der isolierte Blick auf Motor oder Antriebs- strang führt hier weiter, sondern eine ganzheitliche Betrachtung der gesamten Wertschöpfungsket- te, die mit Bodenbearbeitung und Aussaat beginnt, sich in der Dün- gung und Pflanzenpflege fortsetzt und im Ernte- und Logistikprozess ihren Abschluss findet. „Mit diesem einleuchtenden Ansatz konnten wir in unserem EKoTech-Projekt auf Basis von umfangreichen empirischen Er- hebungen und Modellrechnungen überaus nennenswerte Effizienz- sprünge im Gesamtprozess nach- weisen. Ein Plus, das sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch bezahlt macht“, sagt Scherer. Das Forschungskonsorti- um hat mehr als 30 Maßnahmen vorgelegt, die auf einem hochka- rätig besetzten Symposium mit Experten aus Industrie, Wissen- schaft und Politik am 11. Novem- ber auf der Agritechnica in Hanno- ver der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Globale Landtechnik-Konjunktur: Abkühlung, aber keinWeltuntergang
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